Depression aufgelöst – naja, fast! Die Anwendung III

Shownotes

Warum sind manche Menschen depressiv? Oft heißt es, dass es an der Vergangenheit liegt – warum macht aber eine schwierige Vergangenheit manche Menschen depressiv und andere nicht? Liegt es an den Neurotransmittern? Bei einer Psychotherapie arbeitet man nicht mit Neurotransmittern und trotzdem kann sie sehr helfen. Ich behaupte, ein paar neue Schlüssel zum Verständnis unserer Psyche gefunden zu haben (sonst würde ich auch nicht so viel Zeit darein investieren, diese Schlüssel unter die Leute zu bringen!). Kurz gesagt geht es mir dabei um die Betrachtung unseres Selbstbildes. Wenn wir den Satz „ich bin …“ vervollständigen, zeigt sich unser Selbstbild. Z. B. ich bin hilfsbereit oder dumm oder schlau, … Tatsächlich haben wir alle ein Selbstbild, es geht gar nicht anders. Egal, ob es uns bewusst ist und wir darüber reden können oder ob wir niemals darüber nachgedacht haben. An guten Tagen haben wir ein relativ positives Selbstbild. Dann denken wir, dass wir wertvoll und liebenswert sind. An schlechten Tagen denken wir, dass wir dumm, uninteressant und minderwertig sind. Wenn die negative Seite unseres Selbstbildes an Überzeugungskraft verliert, muss es uns bessergehen, das geht gar nicht anders! Mein neuer Ansatz besagt, dass ein realistisches Selbstbild immer ein sehr positives Selbstbild ist. Wie ich das im Einzelnen begründe, kannst Du in den bisherigen Podcast-Folgen hören und natürlich in meinem Buch nachlesen. Hier sei nur gesagt, dass jeder Mensch jederzeit einen sehr hohen Selbstwert hat (Achtung, ich mache einen Unterschied zwischen dem Selbstwert und dem Selbstwert-Gefühl eines Menschen! Warum die Psychologie im hier Allgemeinen keinen Unterschied macht und behauptet, dass ein depressiver Mensch einen niedrigen Selbstwert hat, ist mir bis heute rätselhaft). Außerdem sage ich, dass jeder Mensch ein sehr liebenswertes Wesen hat. In unseren ersten beiden Gesprächen konnte Tom erkennen, dass das bei ihm auch der Fall ist. Anschließend hat er sich immer wieder und intensiv mit diesen Fragen und seinem Selbstbild auseinandergesetzt. Immer wieder hat er überprüft, ob vor allem sein inneres Kind – so wie jedes „echte“ Kind – ein sehr liebenswertes Wesen hat und einen sehr hohen Selbstwert. Tom konnte mehr und mehr erkennen, dass dies tatsächlich der Fall ist. Und zwar jederzeit und ohne irgendwelche Erwartungen erfüllen zu müssen! Dadurch hat sich nicht nur sein Selbstbild, sondern auch sein Selbst-Gefühl stark verändert, Tom sagt in dieser Episode: „Es fühlt sich unglaublich gut an, das zu erkennen“ und dass „der bleischwere Mantel (der Selbstzweifel) ist nicht mehr da“. Auch die schlüssige und nicht-verurteilende Erklärung für all den Kummer war ein wichtiges Element seines Klärungs- und Heilungsprozesses: Die Erkenntnis, dass all die seelischen Schmerzen, all die Selbstzweifel in der „tragischen Unwissenheit meiner Eltern“ begründet war: Wenn sie verstanden hätten, was Tom heute versteht, wäre es allen viel besser gegangen! Ein weiterer Schritt war Toms Verständnis der mächtigen inneren Stimme, die ihn über all die Jahre seiner Depression unter Druck gesetzt und ihn an sich hat zweifeln lassen. All die Jahre glaubte er „irgendwie meine kritischen Eltern in mir zu tragen“. Entsprechend groß war die Erleichterung, als er mehr und mehr erkennen konnte, dass dies nie der Fall gewesen war. Und dass es immer nur sein kindlicher Aufpasser war, der ihn mit seinen naiven Ängsten (z. B. vor dem „selbstwertfressenden Raubtier“) alarmiert hatte. Ok, aber wie kann „der erwachsene Tom“ denn jetzt seinen überängstlichen kindlichen Aufpasser beruhigen? Die logische Antwort (dem kindlichen Aufpasser genau zuhören und mit ihm entdecken, dass die von ihm gefürchtete Gefahr doch nicht so groß – oder vielleicht sogar überhaupt nicht vorhanden! – ist) hat Tom noch mehr Klarheit und Sicherheit gegeben. Nach vielen Jahren des aussichtlosen Kampfes gegen diese Instanz durchschaut Tom sie jetzt und erlebt seinen inneren Gedanken-Dialog als sehr viel entspannter und effektiver. Und vor allem: als konstruktiv und beruhigend und nicht mehr als bedrohlich! Wie gesagt: Toms Entwicklung war besonders schnell. Viele Menschen müssen eine Menge vergangener Situationen ausführlich betrachten und untersuchen, um herauszufinden, dass sie sich zwar immer wieder minderwertig gefühlt hatten, aber niemals minderwertig waren. Aber eines ist klar: Je realistischer unser Selbstbild wird, umso besser wird unser Lebensgefühl. Das erlebe ich in meiner psychotherapeutischen Praxis, seitdem ich so arbeite. (# Hier den Leser ansprechen!) Darum würde ich mich sehr freuen, wenn auch Du liebe Podcast-Hörerin und Du, lieber Podcast-Hörer von meinem neuen Schlüssel zur Heilung unserer Psyche profitieren kannst. Denn natürlich hast auch Du jederzeit ein sehr liebenswertes Wesen und einen sehr hohen Selbstwert, und zwar jederzeit und ohne irgendwelche Erwartungen erfüllen zu müssen. Und je realistischer Dein Selbstbild wird, umso besser und stabiler wird auch Deine Lebensqualität. – ist das nicht cool?! Tom geht es schon sehr viel besser. Trotzdem ist das große „Aufräumen im Selbstbild“ bei ihm auch mit unserem 3. Gespräch natürlich noch nicht vollständig zu Ende (das wäre auch wirklich nicht zu erwarten!). In der nächsten Folge geht es um ein anderes Raubtier: das Raubtier der Schuld!

Weitere Informationen und ganz konkrete Anleitungen zu den Themen dieses Podcastes findest Du in meinem Buch „Hör auf, Dich fertig zu machen“. Und natürlich bei Instagram unter „psycho-logischundneu“, auf meiner Webseite „psycho-logischundneu.de“ und in weiteren Folgen dieses Podcastes!

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